Ein Winter, wie er früher einmal war


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09. Dezember 2017

Von Europa über den großen Teich


Es ist drei Uhr morgens, bis gestern morgen hatte ich Nachtschicht und liege jetzt putzmunter in meinem Bett, dabei würde ich so gern noch ein wenig schlafen, in zwei Stunden geht jedoch mein Zug nach Frankfurt und in sieben mein Flieger nach Montréal. Also kann ich jetzt auch aufstehen und frühstücken, wer weiß, was es im Zug gibt. Um 4.55 stehe ich an der Bushaltestelle, weit und breit ist nichts los und als ich 15 Minuten später im Zug sitze ist es nicht viel anders. So richtig viele Menschen wollen um diese Zeit noch nicht in die Richtung.

Der ICE rast durch die Nacht, als wir am Frankfurter Hauptbahnhof einfahren, wird es langsam hell und hier ist auch ordentlich was los. Ganz viele Züge haben Verspätung, meiner auch, aber ich will ja bloß noch bis zum Flughafen. Dort treffe ich mich mit 15 Minuten Verspätung mit meinem Mitreisenden Christopher, der mir freundlicherweise ein Brötchen besorgt hat. Gestärkt tragen wir unsere Koffer zum Check In und ich grübele, ob ich eigentlich Socken eingepackt habe. Christopher muss feststellen, dass er seinen Koffer in Hamburg nur bis Montréal durchgecheckt hat, statt bis Québec, dem Ziel unserer heutigen Reise. Gewichtsmäßig breche ich meinen Rekord, so wenig habe ich noch nie mit gehabt, aber das wird sich während des Trips ja vielleicht ändern.

Wir reisen aus, lassen unser Pässe nochmal von der Air Canada kontrollieren und unser eTA checken und dann heißt auch schon einsteigen in die Boeing 777, die uns nach Montréal bringen wird. Der Flug ist unspektakulär, man ist nett und freundlich, das Filmangebot ist groß, dennoch finde ich wenig, was mich interessiert und schaue Mein Blind Date mit dem Leben, kurzweilig ist es.... Den Rest des Fluges zappe ich so durch und weiß wenigstens, was ich alles nicht schauen will.

Nach ungefähr acht Stunden setzen wir am Pierre Elliott Trudeau Airport auf, ich folge den Schildern zu den connecting flights, Christopher geht seinen Koffer einsammeln und neu einchecken. Die Schlange an der Passkontrolle bewegt sich zügig voran und nach einer kurzen Befragung nach dem Wieso, Weshalb und Warum ziert ein weiterer Stempel meinen Reisepass. Interessant zu beobachten ist, dass die Grenzbeamten sich des Google Übersetzers bedienen, wenn es Sprachprobleme gibt, am Nachbarschalter, wird der Bildschirm eifrig hin- und her gedreht.

Christopher erlebt das ganze als automatisierten Vorgang und ohne Stempel, ihm gestattet ein Automat die Einreise. Fotos und Fingerabdrücke, wie heute vielfach üblich, sind gänzlich Fehlanzeige. Wir schicken uns Sprachnachrichten, während ich zum Gate 30 eile, er trudelt dort etwa 10 Minuten nach mir ein und hat sich unterwegs sogar noch mit einem Baguette versorgt. Mein Glück, dass es ihm aber nicht schmeckt. 

Vor uns liegen vier Türen, durch eine geht es nach Quebéc und es lässt sich schon erkennen, dass wir zu Fuß zum Flieger laufen werden, nebenan geht es nach Bathurst und wir fragen uns wo das liegt. Google hilft uns und wir erwägen nächstes Mal dorthin zu reisen, ungefähr hier muss der A.... der Welt sein.

Kanada ist ein zweisprachiges Land, aktuell befinden wir uns in der französischsprachigen Provinz Québec und sind auf dem Weg in dessen Hauptstadt, so steht alles zuerst in Französisch, das gilt auch für die Ansagen mit denen wir dann zu unserem Flug gerufen werden. In einer schon recht mitgenommen aussehenden Dash 8-100 geht es hinauf in den kanadischen Winterhimmel. Ganz schön frisch hier draußen. Flugbegleiter Trevor wirkt in dem kleinen Flugzeug ziemlich riesig wenn er durch den Gang eilt, nach einer Stunde setzen wir pünktlich am Aéroport International Jean-Lesage in Québec auf. Niedlich hier, ich würde schätzen, sogar der Flughafen meiner Heimatstadt Hannover ist größer, die Einwohnerzahl ist etwa die gleiche.

Wir bekommen unsere Koffer, Christopher wechselt Geld und erkundigt sich beim Geldwechsler direkt nach den besten Poutine Restaurants, Pommes mit Bratensoße, das kann was werden. Um uns herum liegt Schnee, aber in Deutschland soll es heute wohl auch geschneit haben, die Temperatur ist knapp unter dem Gefrierpunkt und daheim würde man jetzt langsam ins Bett gehen, hier ist es gerade mal nachmittag. Mit dem Taxi fahren wir in unser Airbnb Apartment und stellen fest, es kann doch nicht jeder fließend englisch, französisch liegt unserem Chauffeur deutlich mehr, aber wir verständigen uns.

Wir beziehen unsere zweckmäßig eingerichtete Bleibe im Souterrain, das Bett knarzt, aber es ist alles da was man braucht und es ist sauber, bloß ganz so stadtnah wie in der Beschreibung scheint es jetzt irgendwie doch nicht zu sein. Wir machen uns frisch und ziehen los in Richtung Innenstadt, an der nächsten Haltestelle besteigen wir den 800er Bus, da sich nicht so ganz ausmachen lässt, wie lang der Fussweg wohl ist. Der Busfahrer spricht direkt deutsch mit uns, er ist Kroate, im Jugoslawienkrieg geflüchtet und hat vier Jahre in Bremen gearbeitet, jetzt lebt er seit 11 Jahren mit seiner Familie in Québec. Uns wird erklärt wo wir aussteigen müssen und welchen Weg wir am besten nehmen, dann stehen wir im schönsten Winterwetter in dunkler Nacht vor dem Hôtel du Parlement, durch die Stadtmauer geht es in die Altstadt, alles ist wunderbar weihnachtlich illuminiert und geschmückt. das Restaurant La Bûche sieht einladend aus und wir kehren ein. Was essen wir? Richtig! Poutine! Neben Pommes, Curds und Bratensoße, veredelt Gehacktes die sehr spezielle Mischung. Aber es schmeckt, auch wenn ich befürchte, dass sich das ganze in meinem Inneren zu einem gigantischen Kloß verbinden wird. Es ist noch nicht mal 18 Uhr mittlerweile, dementsprechend ist das Lokal noch leer, als wir gehen füllt es sich allerdings rapide. Weihnachtsfeiern gibt es auch hier.

Um den Kloß in Bewegung zu bringen laufen wir weiter durch die verschneite Nacht zum Château Frontenac, welches sich majestätisch und etwas kitschig erleuchtet oberhalb des Sankt-Lorenz-Stroms erhebt. Daneben geht es mit der Standseilbahn von der Dufferin-Terrasse hinab in die Unterstadt (für 3,50 CAD). Schmale Gässchen, französischer Charme, nordamerikanische Weihnachtsdekoration und -beleuchtung und viele kleine Boutiquen. Ich habe übrigens tatsächlich keine Socken eingepackt und erstehe hier erstmal ein paar warme Wollsocken für den Folgetag - passend zum Klima.

Müdigkeit macht sich breit, wir nehmen den Bus in unser Quartier, kaufen im Supermarkt noch ein paar Lebensmittel und Getränke und um 21.30 Uhr (3.30 Uhr deutscher Zeit) fallen uns die Augen zu, es war ein schöner, aber auch sehr langer Tag!


10. Dezember 2017

Von Poutine zu vin chaud


Geschlafen haben wir, wie die Murmeltiere, wir machen uns den Zimtkuchen aus dem Supermarkt in der Mikrowelle warm und genießen ihn. Dann schreiben wir unserem Vermieter, wo man wohl Socken kaufen kann. Ungefähr 8 Kilometer weit weg in Ste Foy gibt es eine Mall, der Bus soll direkt davor halten, wir brechen auf. Draußen ist es kalt und es herrscht Schneegestöber, in der Mall gibt es einen Gap und Socken. Dieses Problem wäre also gelöst.

Wir gehen wieder zur Bushaltestelle. Das Wartehäuschen ist geschlossen und mit Dach, bei dem Wetter außerordentlich praktisch. Und so beginnen wir unseren Stadtrundgang da, wo wir gestern schon angefangen haben und schauen uns das ganze nochmal im Hellen an. Die Kälte (-9 °C) ist zu merken, kriecht einem aber nicht in alle Glieder, Handschuhe, Schal und Mütze sind Pflichtprogramm, doch so lässt es sich recht gut aushalten und eigentlich ist es sehr kuschlig so durch die winterliche Stadt zu laufen. Zuerst betrachten wir das Château Frontenac von innen und bewundern die Ausstellung von Weihnachtsbäumen, die von lokalen Unternehmen gesponsert wurden. Auf der Dufferin-Terrasse, finden wir eine Rodelbahn und von dort nehmen wir heute die Treppe, hinab in die Unterstadt, um mit der Fähre nach Lévis am anderen Ufer des Sankt-Lorenz-Stroms zu fahren. das Schneetreiben allerdings verhängt den Blick zurück auf Québec doch ziemlich. Zurück in Québec wollen wir uns aufwärmen und Mittag essen, wir finden ein Burgerrestaurant und gönnen uns nordamerikanisches Hack im Brötchen mit - richtig! - Poutine!

Danach widmen wir uns den Ecken, die wir gestern noch nicht gesehen haben. Wir schlagen den Weg zum Price Building, dem höchsten Gebäude der Altstadt ein, gegenüber ist das Hôtel de ville und davor der deutsche(!) Weihnachtsmarkt mit Posaunenkapelle und vin chaud. Gesponsert wird das ganze unter anderem von der Lufthansa, BMW und Ravensburger. Das häten wir nicht erwartet und müssen grinsen. Ich mache Fotos, langsam wird es bereits wieder dunkel. Wir beschließen zu Fuss nach Hause zu laufen, es sind doch nur etwa 25 Minuten und halten wieder am Supermarkt an, um uns abends eine Quiche in den Ofen zu schieben, das französische Flair greift auf uns über. Eine wirklich ausnehmend schöne Stadt, dieses Québec!


11. Dezember 2017

Du Québec à Ontario


Insgesamt haben wir nur eine Woche, so dass wir Québec heute wieder verlassen werden. Um 13 Uhr wollen wir mit dem Zug weiter nach Ottawa, da wir vormittag aber nun noch viel Zeit haben, frühstücken wir erstmal lecker die Reste vom Zimtkuchen, packen unsere Koffer und stapfen dann nochmal durch den Schnee zur Dufferin Terrasse. Ich möchte noch ein zweites Paar von den Kuschelsocken, die ich am ersten Abend erworben habe. Diesen Trip werde ich als Sockenurlaub in Erinnerung behalten. Es schneit immer noch und gleichzeitig versucht die Sonne durchzukommen, was ein sehr schönes Licht macht.

Zurück in unserem Quartier räumen wir auf und nehmen den Bus zum Gare du Palais. Wir checken für unseren Zug nach Ottawa ein, die Koffer werden hier aufgegeben, fast wie beim Fliegen, die Anhänger kommen allerdings mit einem Gummiband an den Griff.

Als wir den Bahnsteig betreten steht neben unserem Zug ein weiterer dort, von dem man gerade den Schnee entfernt. Wir nehmen unsere Plätze ein und rollen 6 Stunden durch Québec. In Montréal müssen wir den Zug wechseln und um 19 Uhr kommen wir in der Bundeshauptstadt Ottawa an. Ottawa ist zweisprachig und liegt am gleichnamigen Fluss in der Provinz Ontario, direkt an der Grenze zu Québec. Mit dem Taxi fahren wir in unser Hotel, welches nun wirklich zentral unweit vom Rathaus liegt. Als wir beim Einchecken fragen, wie lange man zum Flughafen braucht, erfahren wir, das für die nächsten 24 Stunden ein Schneesturm erwartet wird und Temperaturen bis -20° C, wir sollten lieber ein wenig mehr Zeit einplanen. Gut zu wissen!

Erstmal greifen wir uns aber die Kamera und laufen los in Richtung Parliament Hill, dabei kommen wir am Rathaus vorbei, am National War Memorial, einem Denkmal für die Indianer und am Amtssitz von Justin Trudeau, dem Langevin Block. Dann stehen wir vor dem kanadischen Parlament. Aus Anlass des 150. Geburtstages Kanadas in diesem Jahr ist hier eine Eisbahn aufgebaut und das Parlamentsgebäude wird mit einer sehr hübschen Lightshow angestrahlt. Wir bekommen richtig was geboten und fotografieren eifrig. Es ist allerdings auch mächtig kalt, laut Christopher muss es hier irgendwo ein Wendy's geben, aber wir finden es nicht. Die Nachfrage an einer Hotelrezeption ergibt, das Wendy's war einmal. Wir essen stattdessen sehr amerikanisch, ääh kanadisch in einem Diner, Burger und Poutine.

Draußen beginnt es zu schneien und wir kuscheln uns in unsere Queen-Size Betten, nachdem wir das Überangebot an Kissen davon entfernt haben.


12. Dezember 2017

Vom Schneesturm nach Toronto


Es schneit und zwar ganz ordentlich. wir packen unsere sieben Sachen wieder zusammen und deponieren Sie an der Hotelrezeption, dann suchen wir ein Lokal zum Frühstücken, ich entscheide mich für einen Cholesterinteller aka American Breakfast, Christopher ißt - genau - Poutine. Bei dem Anblick wird mir unwohl, jetzt schon zum Frühstück. Genüßlich verfrachte ich derweil mein Spiegelei auf meinen Toast, beiße hinein und habe danach sehr viel Eigelb auf meinem Pullover. Bäh! Und ich dachte noch so bei mir, bloß nicht kleckern! Zu spät! Das gelbe Zeug klebt ganz ungemein. Der Pullover wandert zusammngeknüllt auf dem Nachbarstuhl und ich lege mir kein Ei mehr auf irgendwelchen Toast. Nach dem frugalen Frühstück, eile ich ins Hotel zurück, um mir einen anderen Pullover zu holen. Ohne ist es defintiv zu kalt (-12°C) draußen. Die Rezeptionistin grinst, als ich zu ihren Füßen, Ersatz suche, dann kann es aber losgehen mit dem Stadtrundtag bei Tageslicht.

Wir drehen die gleiche Runde wie gestern Abend, vor dem Parlament stellen wir fest, dass man es besichtigen kann, wir müssen bloß gegenüber im Info Center meinen Rucksack einschließen und uns Tickets besorgen. Nach einer Sicherheitskontrolle, ähnlich wie am Flughafen sind wir im Gebäude und die Führung beginnt pünktlich um 11.30 Uhr Unser Guide Rachel sieht aus wie eine Pfadfinderin auf Aufputschmittel und ist sehr enthusiastisch bei der Sache. Ständig stellt sie Fragen an die Gruppe und belohnt richtige Antworten mit einem High five. Muss man mögen! Das Parlamentsgebäude als solches ist aber absolut sehenswert und ebenfalls sehr weihnachtlich geschmückt. Highlight sind die Bibliothek und der Sitzungssaal des Senates mit dem Stuhl der Monarchin. Den Unterhaussaal können wir leider nicht ansehen, es wird getagt, auch Justin Trudeau begegnet uns nicht auf dem Gang. Dafür geht es aber vor dem Besuch des örtlichen Devotionalienshops noch hinauf auf den Peace Tower, Ottawa von oben sehen und das ist auf jeden Fall allein den Besuch wert. Durch das Memorial Chamber und vorbei an Kaffeetassen und Krawatten geht es wieder hinaus.

Um noch ein paar Fotos zu schießen, gehen wir am Parlament vorbei in Richtung Ottawa River durch den Park und ziehen dann noch ein wenig durch das Stadtzentrum und am Rideau Kanal entlang, essen asiatisch in einer Mall zu Mittag und sammeln schließlich unsere Koffer am Hotel wieder ein. Aufgrund der Wetterlage wollen wir früh am Flughafen sein und vielleicht auch einen früheren Flieger erwischen, bevor wir am Abend womöglich stehenbleiben. Wir rollen mit unseren Koffern zur Haltestelle und warten auf den 97er Bus, der auch irgendwann kommt und uns in etwa 30 Minuten zum Flughafen bringt. Um 15 Uhr sind wir da, um 16.25 geht eine Maschine nach Toronto und es gibt noch reichlich Platz, ist ja auch eine Boeing 767, so fliegen wir nicht erst um 18 Uhr - glauben wir.

Mit etwas Verspätung steigen wir in den völlig eingeschneiten Flieger, mit etwas mehr Verspätung rollen wir los, erst zum enteisen und dann soll es auch gleich nach Toronto gehen. Während wir rollen, weht der Schnee von den Fenstern und wir können nun wenigstens rausschauen, dann halten wir an. Und stehen rum. Und irgendwann kommt die Ansage, dass wir hier jetzt noch 90 weitere Minuten stehen werden, bevor es zum enteisen geht. Wie gut, dass es in diesem Flieger Entertainment gibt.

Irgendwann geht die Reise los und mit zweistündiger Verspätung landen wir schließlich in Toronto. Es ist jetzt 19.20 Uhr, mit der ursprünglich geplanten Maschine wären wir um 19.00 gelandet, die ist aktuell für 20.30 Uhr annonciert. Wir übernehmen unseren Mietwagen, das geht erfreulich schnell, allerdings hat die Mitarbeiterin in der Parkgarage es nicht so mit Bewegung. Sie verlässt den Platz in ihrem Kabuff nur sehr unwillig, um dann von weitem auf zwei Autos zu zeigen, von denen wir uns eines aussuchen sollen. Welche zwei sie genau meint, bedarf mehrerer Rückfragen, bei denen sie sich aber nicht einen Zentimeter mehr als notwendig bewegt hat. Wir entscheiden uns und sie rollt in ihr Häuschen zurück.

Nun navigieren wir zu unserem Airbnb Quartier und finden auch den uns zugewiesenen Parkplatz hinter dem Haus. Das Einparken benötigt mehrere Rangierversuche, das werden wir noch ein paar mal üben können. Christopher will jetzt endlich und unbedingt zu Wendy's, leider liegt im Apartment aber kein Zettel mit dem W-Lan Passwort um rauszufinden, wo der Wendy's denn wohl ist. Wir steigen wieder ins Auto und halten am Starbucks an der Ecke. Ich stelle mich dort draußen vors Fenster und komme mir vor wie ein Agent der sich konspirativ ins Wifi hackt. Ich frage unsere Vermieter nach dem Passwort und suche den Weg zum Wendy's raus, dann kann die Reise zur Burgerbraterei beginnen.

Mitten in downtown frönen wir nordamerikanischer Küche, auch hier haben sie Wifi und wir erfahren das Passwort für unser Quartier, Christopher isst Burger und.... Poutine. Das geht auch zweimal am Tag! Ich nehme auch Poutine und stelle fest, im normalen Restaurant in Québec sind sie wirklich besser, als in Fastfoodketten.

Wir fahren mit dem Auto noch ein wenig durch die erleuchteten Hochhausschluchten der Stadt, das ist schon ziemlich geil und wir sind beide fasziniert. Ein Foto vom CN Tower muss unbedingt noch sein, dann stoppen wir am Loblaws, versorgen uns mit Lebensmitteln und betten uns zur Ruhe.


13. Dezember 2017

Vom CN Tower zum Polson Pier


Die Sonne strahlt von einem wunderbar blauen Himmel auf uns herab, folglich ist unsere erste Station der CN-Tower. Wir laufen zur U-Bahn Station Christie und fahren mit dem nordamerikanischen "Transit system of the year 2017" zur Union Station. Nun bei der Bewertung war wohl der Einäugige der sprichwörtliche König. Die U-Bahn von Toronto hat vier Linien, bißchen mager für das verkehrstechnische Rückgrat einer 2,6 Millionen Metropole. Erinnern tut alles ein wenig an New York, aber es ist (noch) viel weniger räudig. Mit einmal umsteigen erreichen wir die Union Station, die ebenfalls an NY erinnert, diese Parallelen werden uns heute den ganzen Tag begleiten.

Hinauf geht es auf den Turm, die Sicht ist großartig und da umgebaut wird kommt man ohne Aufpreis auf den Skypod, denn auf der Standardplattform sind größere Teile abgesperrt. Wir können uns kaum sattsehen und verbringen eine ganze Weile hier oben. Auf der Freilichtplattform wird uns allerdings sehr schnell sehr kalt. Der Wind pfeift ordentlich.

Wieder unten angekommen fotografieren wir noch den Turm von allen Seiten und tauchen dann in die Hochhausschluchten ein, das Sonnenlicht kommt hier nicht überall bis ganz unten. Erst geht es zum St. Lawrence Market und zum Flat Iron Building (gibts auch in NY), dann Mittagessen in einem sehr alternativen Restaurant (heute mal Salat statt Poutine). In St. James Cathedral werden irgendwelche Lasergeschichten aufgebaut, was das wird können uns die arbeitenden Herren, allerdings nicht sagen, sie bauen nur auf. Wir fahren Street Car, schauen uns das alte und das neue Rathaus und das Treiben auf der Eisbahn davor an und entscheiden uns dafür einen Drink im Drakes Hotel zu nehmen. Mit der Straßenbahn fahren wir die Queen Street nach Westen runter, die Atmosphäre wird ein wenig alternativer, eine Mischung aus Eimsbüttel und Schanze. Im Hotel gibt es keine Drinks, da findet eine Weihnachtsfeier statt. Also gehen wir gegenüber in den Drakes General Store, großartiger Laden! Hier gibt es ganz viele Dinge die man sicher nicht braucht, aber gern haben möchte. Sogar Poutine Schalen für Christopher finden wir - und kaufen sie auch.

An der nächsten Bushaltestelle stellen wir bei einem Blick auf die Karte fest, dass wir auch im Westen wohnen und uns so unserem Apartment nähern können. Von Ossington dann noch eine Station mit der Subway und schon sind wir wieder zu Hause. Wieder gehen wir zu Loblaws und entscheiden uns für Shepherds Pie aus der Tiefkühltruhe. Leider will die Mikrowelle allerlei seltsame Dinge von mir wissen, bevor sie ihre Arbeit aufnimmt, so dass das Essen etwas länger braucht, bis es aufgetaut und heiß ist.

Fotos konnten wir heute schon eine ganze Menge machen, das Wetter war uns ja sehr hold, als Highlight für den Abend ist noch ein Besuch an der Polson Pier geplant, vom Jennifer Kateryna Koval's'kyj Park soll es einen schönen Ausblick auf die Skyline geben. Dem ist auch so, zwar frieren mir die Finger fast an der Kamera fest, aber der Blick ist wirklich großartig. Durchgefroren versuchen wir mit dem Auto noch eine andere Perspektive auf die Skyline zu finden, geben diese Unterfangen aber schnell auf. Von oben kommt frischer Schnee.



14. Dezember 2017

Von Mall zu Mall


Die Sonne scheint auch heute wieder aus allen Knopflöchern, deshalb steuern wir nach dem Frühstück erneut den Jennifer Kateryna Koval's'kyj Park an um die Skyline auch nochmal bei Tageslicht auf den Sensor zu bannen. Handschuhe ausziehen ist so gut wie unmöglich, der Wind pfeift eisig und wir sehen zu, dass wir wieder ins Auto kommen, nachdem wir ein paar schöne Bilder geschossen haben. Am asiatischen Supermarkt um die Ecke hält Christopher an, um sich Red Bull zu kaufen, er kommt stattdessen mit Dumplings wieder und irgendwas, was unglaublich nach Kohl riecht. Gerade kann ich da gar nicht drauf und verstaue meine Portion im Handschuhfach.

Wir müssen nochmal zurück zum Fotospot, ich hab was vergessen und mache schnell noch eine Belichtungsreihe, dann heißt es für den Rest des Tages shoppen. Wir beginnen in den Toronto Premium Outlets, setzen die Reise fort zur Yorkdale Mall und wollen dann noch zu Abercrombie & Fitch in die Stadt. Christopher wird von Käsekuchenheißhunger überfallen und ich esse den teuersten Cheesecake meines Lebens bei der Cheesecake Factory. So kriegt man den Tag schnell rum, den Kofferraum voll und stauen tut es auf dem Highway of Heroes auch ganz ordentlich. Trotzdem sind wir pünktlich am KEG an der Esplanade, wo wir uns mit meiner Kollegin Sylvie treffen, die auch gerade mit ihrem Freund Max in Toronto weilt.

Wir haben einen kurzweiligen Abend mit leckeren Steaks und fahren dann heim, um unsere Einkäufe auszupacken - jetzt dürfte der Koffer schwerer sein.




15. Dezember 2017 

Von Niagara Falls nach Niagara-on-the-lake


Doof, wenn im Laden das Sicherungsetikett nicht von den Sachen entfernt wird. Wir frühstücken, räumen unsere Wohnung und so führt uns unser Weg heute also erstmal wieder zu den Torono Premium Outlets, um dort von meiner neuen Jacke das Sicherungsetikett noch entfernen zu lassen, dann fahren wir bei ziemlichen Schneetreiben weiter nach Niagara Falls. Wenn man in den Ort hineinfährt kommt es einem vor, als sei man im Las Vegas für Arme. Viel Reklame für die vielfältigen Freizeitaktivitäten und die örtlichen Casinos. Die Fälle sind toll, die Victoriafälle fand ich allerdings beeindruckender, hier mit dem ganzen Schnee und der Kälte hat das ganze aber eine sehr eigene und idyllische Stimmung. Wir laufen einmal an den Fällen auf und ab, schauen hinüber in die Vereinigten Staaten und setzen uns wieder ins Auto. Nächster Stop ist Niagara-on-the lake, wir fahren immer schön am Fluss entlang mit Blick über die Grenze. Niagara-on-the-lake am Ufer des Ontario Sees ist wirklich ein hübscher kleiner Ort, wir schauen uns etwas um, stoppen nochmal am örtlichen Outlet und fahren dann wieder in Richtung Toronto.


Hunger macht sich breit, ein Wendy's ist aber nicht aufzutreiben, schließlich halten wir bei Jack Astor, lange keine Poutine mehr gegessen, bevor wir nach Whitby, nördlich von Toronto aufbrechen, um die letzte Nacht bei entfernten Verwandten von Christopher zu verbringen. Wir stauen munter an Toronto vorbei und sind gegen 19 Uhr endlich in Whitby angekommen, Sandy, Dave, Ann und wie sie alle heißen bereiten uns einen sehr herzlichen Empfang. Das Haus ist schwer weihnachtlich dekoriert, der Baum blinkt die Eiszapfen auch, es gibt Bier, Hühnchen mit Reis und Broccoli und insgesamt ist es ein sehr lauter und schöner Abend. Bevor ich mein ausgesprochen gemütliches Nachtlager besteigen kann, muss ich wieder sehr viele Kissen zur Seite räumen. Alles wie im Bilderbuch.


16. Dezember 2017

Von Whitby über Amsterdam nach Hannover


Wir schlafen aus und brunchen gemütlich alle zusammen, die Kinder waren morgens schon beim Hockeytraining, es gibt nochmal interessante Gespräche und den Austausch von Reisetips. Sandy und Dave organisieren für Daves Firma eine Reise für 100 Leute nach Amsterdam und weil bei uns in Europa die Länder doch alle so dicht beieinander liegen, überlegt man nochmal nach Belgien zu düsen. Ich lege ihnen Antwerpen ans Herz, der Thalys benötigt von Amsterdam keine anderthalb Stunden dorthin und so kann man das gut mal machen.

Mittags wird es Zeit die Koffer zu packen. Ein wenig Nervenkitzel macht sich breit, es steht noch nicht ganz fest, ob wir bei Air Canada mit nach Frankfurt kommen. Ich habe schon am Vorabend allerlei Alternativen gecheckt, so richtig sicher ist aber nichts, wir schauen mal. Am Pearson International Airport geben wir unseren Mietwagen zurück und stellen uns am Check In an. Das dauert... Nach etwa einer Stunde sind wir endlich an der Reihe. Nach Frankfurt sieht es schlecht aus, könnte klappen, könnte aber auch nicht. Wir wechseln das Terminal und verhandeln mit KLM, da sieht es zwar nicht besser aus, aber die Mitarbeiterin ist optimistischer.

Wir essen Poutine.

Um 17.15 Uhr bekommen wir unsere Bordkarten in die Hand gedrückt und am Sonntag mittag sind wir dann wieder daheim.


Eine tolle und ereignisreiche Woche liegt hinter uns, wir haben viel gesehen und bereist, hatten mal wieder so richtig Winter mit Mütze, Stiefeln und Handschuhen, viel Spaß und Poutine. Der Familienanschluß am Ende hat das ganze nochmal fein abgerundet. Ich glaube, ich möchte mal wieder nach Kanada.